Bei der Scheinträchtigkeit handelt es sich um keine Krankheit, sondern die hormonelle Bereitschaft der Hündin, Welpen zu säugen und zu pflegen. Unmittelbar nachdem die Läufigkeit (Östrus) der Hündin abgeschlossen ist, kommt es zur Metöstrus – eine Periode, die der Länge der Tragezeit entspricht. Diese Periode tritt auf, unabhängig davon, ob die Hündin gepaart wird oder nicht. Selbst wenn du deine Hündin nicht mit einem Rüden gepaart hast, kann sie daher Symptome einer Trächtigkeit bekommen – dies bezeichnet man als Scheinträchtigkeit.

Warum wird eine Hündin scheinträchtig?

Warum wird eine Hündin also eigentlich scheinträchtig? Für den modernen Hund erfüllt die Scheinträchtigkeit nämlich keine Funktion, sondern führt stattdessen eher zu Problemen. Im Wolfsrudel hingegen spielt die Scheinträchtigkeit jedoch eine wichtige Rolle: Unter den Wölfen darf nur das Alphatier des Rudels Welpen zeugen. Es wird angenommen, dass dies deshalb so geregelt ist, weil das Rudel am stärksten wird, wenn nur die Gene der gesündesten und stärksten Tiere weitergegeben werden.

Sollte etwas mit der Alphahündin des Rudels passieren, sodass sie sich nicht selbst um ihre Welpen kümmern kann, soll eine der anderen, scheinträchtigen, Hündinnen in der Lage sein können, die Welpen anstelle der Mutter säugen zu können. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass lediglich die Gene der Alphahündin an die nächste Generation weitergegeben werden.

Wie beeinflusst die Scheinträchtigkeit eine Hündin?

Die sichtbaren Anzeichen einer Scheinträchtigkeit treten normalerweise ein bis zwei Monate nach der Läufigkeit auf. Rein körperlich kann die Hündin in dieser Zeit an Gewicht zunehmen, wobei oftmals auch ihr Bauch anschwillt. Das Gesäuge der Hündin kann ebenfalls anschwellen und kann Milch oder dünnes Sekret bilden. Essstörungen können gleichermaßen auftreten. Häufig will die Hündin eine Zeit lang überhaupt nicht fressen und in dem Fall ist es natürlich wichtig, dass du sicherstellst, dass sie zumindest genügend Wasser trinkt. Einige Hündinnen zeigen stattdessen einen gesteigerten Appetit.

Das Verhalten der Hündin kann ebenso beeinflusst werden. Sie kann ein ausgeprägtes mütterliches Verhalten entwickeln (und beispielsweise ein Nest bauen) und auch im Allgemeinen unruhig und ängstlich wirken. Es kommt sogar vor, dass die Hündin sämtliche Gegenstände, wie Stofftiere und Schuhe, als ihre Jungen adoptiert. Die Hündin kann auch nervös oder lethargisch werden, und manchmal ist auch eine erhöhte Aggression zu beobachten. 

Die meisten scheinträchtigen Hunde zeigen hauptsächlich körperliche Anzeichen und können in dieser Periode auch allgemein ein wenig niedergeschlagen wirken.

Wie lange ist eine Hündin scheinträchtig?

Die Scheinträchtigkeit dauert oftmals mehrere Wochen. Dies kann sowohl für den Hund als auch für den Hundebesitzer zum Problem werden. Zusätzlich zu der Niedergeschlagenheit des Hundes, die dem Besitzer Kopfschmerzen bereiten können, kann die Hündin sogar körperliche Probleme bekommen. Manchmal stimuliert die Hündin selbst die Milchproduktion, indem sie sich wäscht und manchmal selbst an ihrem Gesäuge schnüffelt. Die Milchproduktion kann Veränderungen in den Milchdrüsen verursachen. Im schlimmsten Fall kann es bei der Hündin zur Entzündung des Gesäuges kommen. Manchmal leidet die Hündin in dieser Zeit sogar an Erbrechen.

Jede Hündin kann auf eine Scheinträchtigkeit unterschiedlich reagieren. Einige zeigen alle denkbaren Symptome, während andere nur ein Symptom oder wenige zeigen. Es ist üblicher, dass sich bei der Hündin psychische anstatt körperliche Symptome zeigen.

Wie kann ich einer scheinträchtigen Hündin helfen?

Um zu vermeiden, dass Symptome auftreten, kann man die körperliche Aktivität des Hundes erhöhen und gleichzeitig die Futtermenge reduzieren. In Anbetracht der Tatsache, dass viele Hündinnen während der Scheinträchtigkeit sich nur sehr ungern bewegen und einige auch mehr Appetit haben, kann dies eine ziemliche Herausforderung darstellen. Es kann sich nicht nur rein praktisch als schwierig gestalten, sondern sich auch unfair der Hündin gegenüber anfühlen.

Es ist sehr gut, die psychische Stimulation und Aktivität der Hündin während der Scheinträchtigkeit zu steigern.

Medizin bei Scheinträchtigkeit

Das Medikament Galastop kann vom Tierarzt verschrieben werden um einer Scheinschwangerschaft bei Hunden entgegenwirken. Dieses ist sehr empfehlenswert, wenn deine Hündin von der Scheinträchtigkeit erheblich betroffen ist.

Der Wirkstoff in Galastop ist Cabergolin, das die Milchproduktion langfristig hemmt und auch die mit der Milchproduktion verbundenen Symptome beeinflusst. Mögliche Nebenwirkungen des Medikaments sind vorübergehende Lethargie oder dass der Hund nicht fressen will. Bei der Behandlung mit Galastop wird auch die nächste Läufigkeit zeitlich etwas vorgeschoben. Für diejenigen Hündinnen, die unter ernsthaften Beschwerden leiden, werden diese Nebenwirkungen oftmals in Kauf genommen, sodass die Hündin nach der Scheinträchtigkeit schneller wieder zur Normalität gelangt und sie selbst sein kann. Wenn der geringste Zweifel daran besteht, ob die Hündin während der Läufigkeit gepaart wurde, sollte eine Trächtigkeit vor der Anwendung des Arzneimittels ausgeschlossen werden (z. B. durch Ultraschall oder Röntgen), da dies bei trächtigen Tieren zu Fehlgeburten führen kann.

Wenn deine Hündin scheinträchtig ist, solltest du versuchen, sie zu beschäftigen und ihr besonders viel Aufmerksamkeit zu schenken. Es kann sehr gut sein, dass die Hündin gerade eine schwierige Zeit durchlebt und es sehr schätzen würde, “auf andere Gedanken” gebracht zu werden und sich ein wenig mehr gepflegt und geschätzt zu fühlen.